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60-Jahre Geschichte

Anfang Oktober 1960 wird das Heim eröffnet. Die Anzahl der Bewohnerinnen steigt von Jahr zu Jahr, bald sind es knapp 40, die hier ein Zuhause finden. Die schöne und gleichzeitig verkehrstechnisch gute Lage sowie der einst notorische Heimplatzmangel trugen dazu bei, dass es bald mehr Anmeldungen als Plätze gab.

Die Vorgeschichte: Wien 1955

Soeben ist der Staatsvertrag unterzeichnet worden, die Besatzungstruppen der alliierten Mächte ziehen aus Österreich ab. Die Stadt ist noch vom Krieg gezeichnet, vom späteren Wohlstand ist noch nicht viel zu erkennen. Unweit von Wien schneidet bereits der Eiserne Vorhang Europa in zwei Hälften. In diesem Jahr besucht der Priester Josefmaria Escrivá, Gründer des Opus Dei, die zerbombte Stadt, auch den Stephansdom.

Wenige Jahre später nimmt die damals noch junge, internationale Seelsorgeeinrichtung der katholischen Kirche auf Wunsch von Kardinal Franz König ihre Tätigkeit in Österreich auf. Kardinal König sah in Josefmaria Escrivá, der 2002 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde, einen Seelsorger, der, so König, „Pionierarbeit” in der Neuentdeckung der Rolle der christlichen Laien mitten in Gesellschaft, Kirche und Welt leistete.

Dass die Arbeit mit jungen Menschen dabei eine besondere Bedeutung hatte, wusste auch Kardinal König, der das Studentinnenheim und Kulturzentrum  Währing zwischen 1960 und 2003 mehrmals besuchte.

Doch alles der Reihe nach.

Frühjahr 1960. Ein Gebäude, in dem ein Studentinnenheim eingerichtet werden kann, ist gefunden. Es ist eine großzügige Villa im vornehmen Cottage-Viertel des 18. Wiener Gemeindebezirks. 

Das ehemalige Wohnhaus des bekannten Operettenkomponisten Emmerich Kálmán war durch die Kriegsjahre arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach dem Gang der Kálmáns ins Exil im Jahre 1938 diente das Gebäude im Zweiten Weltkrieg als Lazarett, in den ersten Nachkriegsjahren war es Sitz amerikanischer Besatzungssoldaten, die am Wiederaufbau des zerstörten Wiens mitwirkten. 

Von 1946 bis 1948 bewohnte der US-Captain Howard Kelly die Villa. Kelly  gründete die bis heute bestehende gleichnamige Snack-Herstellerfirma mit Sitz in Wien. Die Familie Kálmán wollte nicht mehr nach Wien zurück und suchte einen Mieter. Das Haus stand inzwischen für mehrere Jahre leer.

Das Studentinnenheim wird eröffnet – eine neue Ära beginnt

Im Jahr 1960 mietete die Österreichische Kulturgemeinschaft das Haus mit dem Ziel, hier ein Studentinnenheim und Kulturzentrum zu errichten. Als die jungen Frauen, die das Heim voranbringen würden, die ehemalige Kálmán-Villa im Frühjahr 1960 erstmals betraten, ist das Gebäude verwahrlost, überall liegt dicker Staub, vieles ist kaputt. Die erste Heimleiterin, Käthe Retz, und ihre Kolleginnen machten sich daran, gemeinsam mit Handwerkern die wichtigsten Reparaturen durchzuführen und dem Gebäude wieder Leben  einzuhauchen – mit sehr wenig Geld, aber umso mehr Pioniergeist, Zuversicht  und Improvisationsvermögen. 

Anfang Oktober 1960 wird das Heim eröffnet. Die Anzahl der Bewohnerinnen steigt von Jahr zu Jahr, bald sind es knapp 40, die hier ein Zuhause finden. Die schöne und gleichzeitig verkehrstechnisch gute Lage – damals fuhr noch eine Straßenbahn durch die Hasenauerstraße –, die Nähe zu den Hochschulen für Bodenkultur und Welthandel (heute die Universität für Bodenkultur und die Wirtschaftsuniversität) sowie der einst notorische Heimplatzmangel trugen dazu bei, dass es bald mehr Anmeldungen als Plätze gab. Und auch der Umstand, dass das Heim etwas Besonderes bot und bis heute bietet: Es dient den  Bewohnerinnen nicht bloß als Dach über dem Kopf, sondern ist ein Ort, an dem sie sich menschlich, sozial, geistig und kulturell auf ihr künftiges Leben in Beruf und Familie vorbereiten können. 

Leben im Studentinnenheim

Studentinnen aller Fachrichtungen wohnen im Studentinnenheim Währing, wie es nun heißt. Über die Jahre werden hier mehr als 1.500 junge Frauen aus mehr als 40 Nationen wohnen: aus Europa und den ehemaligen Ostblock- Staaten, aber auch aus den USA, der Türkei, Mexiko, China, Indien und vielen ländern mehr. Anfangs ist der Platz knapp: Es gibt Zwei-, Drei-, ja sogar Fünf-Bett- Zimmer. Dann setzt das Haus neue Standards: 1971 wird an der Rückseite der Villa ein dreistöckiger, moderner Zubau mit Einzelzimmern errichtet. Von 2005 bis 2007 wurde dieser Trakt renoviert und modernisiert. 

Um die umfassende Betreuung der großen Wohngemeinschaft kümmert sich die angeschlossene Hauswirtschaftsverwaltung, der der Zubau ab 1971 deutlich erweiterte Räumlichkeiten bot. Was mit der „Haushaltungsschule Grüneck” begann, ist heute ein moderner Lehrlingsbetrieb für Berufe in Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben. Hier werden Lehrstellen in den Bereichen Kochen, Systemgastronomie, Textilreinigung und Betriebsdienstleistung angeboten. Die Lehrlinge lernen, mit Freude, Kreativität und Liebe zum Detail hervorragende Arbeit zu leisten und dabei grundlegend zur angenehmen und familiären Atmosphäre des Studentinnenheims beizutragen (www.lehrstelleplus.at).

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